Faszination Nordlichter – zwischen Vorstellung und Realität
Faszination Nordlichter – zwischen Vorstellung und Realität
Jedes Mal, wenn wir in den Norden fliegen und in der Hoffnung auf eine Nordlichtsichtung sind, stelle ich mir die gleiche Frage- wie damals bei unserer ersten Sichtung: Wie wird es wohl aussehen, wie stark werden sie wohl sein und werden wir überhaupt etwas sehen? Und dann denken wir darüber nach, wie wir uns die Nordlichter damals vorgestellt haben. Faszination Nordlichter – zwischen Vorstellung und Realität.
Faszination Nordlichter – zwischen Vorstellung und Realität
Ihr kennt sie doch bestimmt alle: Die Bilder, die mittlerweile auch ständig in den ganzen Medien präsentiert werden. Kurz vor Weihnachten sogar bei einer Geschenkboxfirma, die einen Kurzurlaub mit Nordlichtern im Glasiglu bewirbt. Und das in einer Intensität, die scheinbar real wirkt.
Oder der UHD Fernseher, der in einer Elektonikkette angeboten wird und wodurch das Nordlicht die Farbvielfalt des Bildschirms dargestellt wird.
Sogar eine Kaufhauskette wirbt mit den Nordlichtern in einer hellerleuchteten Stadt.
Aber ist es so, wie man sie auch in der Realität erleben und sehen kann?
Natürlich verteufeln wir die Bearbeitung der Nordlichtfotos nicht. So machen wir das auch. Nur minimal, aber ohne kommt man auch nicht aus. Aber möchten ein wenig mit der verzerrten Vorstellung aufräumen, die durch das TV oder das Netz entsteht.
Faszination Nordlichter – Die Vorstellung
Für viele sind Nordlichter immer knallig grün und manchmal auch mit mehreren Farben verbunden. Leider wird dieses Bild durch stark bearbeitete Fotos verzerrt.
Diese Bilder geben meistens nicht die Realität wieder, sondern sind natürlich mit guten Kameras aufgenommen und später dann bearbeitet worden. Dafür gibt es genug Bildbearbeitungsprogramme.
Durch diese, meist stark übertriebene, Bildbearbeitung entsteht natürlich ein sehr tolles Bild, farbenfroh und ausdrucksstark, doch leider ist es nicht so, wie man es auch in der Realität sehen kann.
Die Farben sind wirklich toll und das Bild gibt einem das Gefühl, dass man die Nordlichter auch wirklich so am Himmel tanzen sehen kann.
Leider werden dann viele Menschen enttäuscht, wenn sie dann in den Norden kommen und auf Nordlichtjagd gehen.
Faszination Nordlichter – Wolken und Kondensstreifen
Meistens fängt es nämlich mit einem leichten Grauschleier an, der für die meisten Menschen wie Kondensstreifen aussehen.
Wir vergleichen das immer mit den Kondensstreifen. Da meist auch zuerst ein Nordlichtband entsteht. Oben auf dem Bild kann man gut erkennen, was wir meinen. Es wirkt eher gräulich mit einem Hang zum grünlichen.
Der Vergleich mit Wolken passt nicht ganz, da man den Unterschied einfach am Himmel sieht.
Faszination Nordlichter – Die Realität
Und dann kommen wir nun zu dem, was man in der Realität wirklich sieht bzw sehen kann.
Kurze Randnotiz
Vorweg sei zu erwähnen, dass Menschen immer eine unterschiedliche Wahrnehmung haben. Selbst Melina und ich sehen die Nordlichter unterschiedlich. Sie kann das grün am Himmel schon viel viel eher wahrnehmen, als meine Augen. Ein Freund von uns konnte fast nichts außer Graustufen am Himmel erkennen.
Die gezeigten Bilder in der Galerie wurden mit einem iPhone 7 ohne bestimmte App aufgenommen. Wir hatten an diesem Abend sehr viel Glück und eine starke Aktivität.
Mit dem Auge waren die Farben grün, weiß und lila zu erkennen. Man merkt aber direkt, dass es ein gewaltigen Unterscheid zwischen der Wirklichkeit und den Fotos einer Kamera gibt.
Vergleich der Nordlichtbilder
Hier mein Versuch, die Nordlichter mit meiner Kamera so aufzunehmen, wie wir sie auch mit dem Auge sehen konnten.
Das linke Bild ist von mir aufgenommen und das rechte Bild von unserem Guide Karolina.
Beide Bilder sind bearbeitet, jedoch auf unterschiedliche Weise.
Der Unterschied liegt natürlich auch an der Vermarktung und dem Grund, warum man das macht. Das sollte jedem klar sein. Als Firma, die versucht durch Touren Geld zu machen, wird die Nordlichter immer in einem sehr guten Licht darstellen. Und das heißt knallig mit vielen Farben und natürlich auch bei einer Sichtung, die die meisten nicht sehen werden.
Ich suche mir für Bilder, die ich im Haus aufhänge, auch die besten und schönsten Aufnahmen aus.
Die Nordlichtfotografie
Wer jetzt Fragen zu der Nordlichtfotografie hat, dem kann ich unseren Artikel ans Herz legen.
Faszination Nordlichter – Die Realität
Vorweg – es ist immer toll, die Nordlichter zu sehen; egal wie die Sichtung und Aktivität ist. Ist man im Norden, sollte jeder Abend mit wolkenfreiem Himmel genutzt werden.
Aber kommen wir wieder zu unserem Versuch, euch die Realität der Nordlichter und dem überzogenen Bild im Netz darzulegen.
In der folgenden Galerie findet ihr Bilder unserer ersten Nordlichtsichtung im Jahr 2015 in Island. Aufgenommen worden sind sie mit einem iPhone 6 ohne App.
Das ist auch das, was man mit dem Auge wirklich sehen konnte. Eine gute Sichtung der Nordlichter mit einem satten Grün.
Mit meiner Kamera habe ich folgende Aufnahmen machen können.
Wie man sieht, macht eine Spiegelreflexkamera mit einer bestimmten Einstellung gute Fotos und zeigt ein leicht anderes Bild, welches man mit dem Auge nicht wahrnehmen kann. Bearbeitet wurde hier nur die Helligkeit vom Gesamtbild.
Aber es gibt auch Nordlichtabende, da ist die Aktivität so hoch, dass man zwischen dem Livebild der Augen und dem, was die Kamera schießt, keinen großen Unterschied macht.
Diese Aufnahmen entstanden in der Nähe von Tromsø. Laut diverser Internetseiten hatten wir einen kleinen Sonnensturm, der auf die Erde niederging. Dadurch hatten wir eine tolle Nordlichtsichtung und ich kann sagen, dass wir die Nordlichter genau so sahen wie sie auf den Bildern zu sehen sind.
Der eine deutlicher, der andere etwas weniger. Aber das hab ich ja schon weiter oben erklärt.
Auch die nachfolgende Galerie unserer Sichtung während einer Fjordfahrt zeigt, wie man die Nordlichter in der Realität sehen kann.
Durch die Fahrt auf dem Fjord war eine Langzeitbelichtung nicht möglich. Die Bilder haben eine Belichtungszeit von 1 – 2.5 Sekunden, aber einen hohen ISO Wert. Trotzdem kann ich sagen, dass wir die Nordlichter so grün am Himmel gesehen haben, bzw. auch teilweise nur so schwach wie auf den unteren 3 Bildern.
Faszination Nordlichter – Der Vergleich
Ihr habt noch die Bilder im Kopf, das wir am Anfang des Artikels gezeigt haben. Hier habe ich es einfach mal übertrieben mit der Bearbeitung, so wie es leider so häufig dargestellt wird.
Ihr seht Links das Bild mit starker Bearbeitung und Rechts unser Bild, wie es auch im Blog vorkommt und wie wir sie gesehen haben.
Natürlich sieht das linke richtig gut aus und zeigt ein tolles Nordlicht. Die Realität liegt aber im rechten Bild.
Auch hier bei diesem Bildvergleich zeigt sich, wie Bilder die Realität verzerren und ein Bild der Nordlichter im Kopf erzeugen, die so leider fast nie sichtbar sind.
Links erzeugt ein tolles Bild, ist nicht überbearbeitet. Dafür ist das rechte Bild eher die Realität.
Wenn man sich dessen bewusst ist, dann wird man auf keiner Nordlichttour oder eigenen Jagd enttäuscht.
Welches Bild man dann in seinen eigenen vier Wänden hängen haben möchte, dass soll jeder selber entscheiden. Aber darum geht es ja auch nicht.
Faszination Nordlichter – Auf einem Flug
Auf unserem Flug von Spitzbergen nach Tromsø hatten wir eine Sichtung der Nordlichter – also im Flugzeug, über den Wolken. Hier konnte ich mit der Kamera eine Aufnahme von ca. 0.8sek und ISO 2500.
Ihr stellt euch also Nordlichter vor? Hier habt ihr eine weitere Abbildung, die eher der Realität entspricht.
Faszination Nordlichter – zwischen Vorstellung und Realität
Nordlichtbilder sind meistens schön anzusehen, ob sie nun leicht oder stärker bearbeitet worden sind. Wir selber holen nur soviel aus unseren Bildern raus, das unsere Bilder so realitätsnah wie möglich sind.
Das ist uns sehr wichtig.
Trotzdem finden wir manche stärker bearbeiteten Bilder auch sehr schön.
Oder meint ihr nicht? Schön anzusehen, gut für die Wand, aber leider nicht ganz die Realität.
Wenn ihr jetzt immer noch Lust auf die Jagd nach Nordlichtern habt, dann schaut hier doch einfach mal vorbei.
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Nordlichtbilder können sich auch ohne starke Bildbearbeitung von dem visuellen Eindruck vor Ort deutlich unterscheiden. Das hat vor allem mit der Funktionsweise von Kamera und Auge zu tun und nicht mit der Bildbearbeitung. Die kann natürlich noch obendrein dazu kommen, der starke Unterschied zwischen Bild und Sinneseindruck ist aber auch schon bei JPG Dateien möglich, die “unbearbeitet” direkt aus der Kamera kommen.
Der Grund ist simpel: Das Menschliche Auge besitzt vier typen von Lichtempfindlichen Zellen. Ein Typ ist nur in der Lage, hell und dunkel zu unterscheiden, dafür aber ist dieser Typ Sinneszellen deutlich Lichtempflindlicher als die Rezeptoren für Rot, Grün und Blau. Sehr schwaches Nordlicht ist daher für den Mensch erst mal grau und nicht farbig. Erst mit steigender Intensität ist Nordlicht auch in der Lage, die Farbrezeptoren im Menschlichen Auge zu aktivieren. Dann sehen auch wir Menschen es grün oder violett.
Eine moderne Digitalkamera bietet eine sehr hohe Empfindlichkeit. Meine EOS 6D kann beispielsweise bis ISO 6400 verwendet werden. Kombiniert man das mit einer lichtstarken Optik und einer adequaten Belichtungszeit, kann man das Nordlicht deutlich heller abbilden, als es dem Auge erscheint.
Ich hatte im letzten Jahr im Nordosten Deutschland zweimal die Gelegenheit, Nordlicht live bei einem Fotoausflug zu erleben. Beim ersten mal war es so schwach, das ich es nur anhand einer App vermutet und mit einer Aufnahme Richtung Norden sichtbar gemacht habe. Auf dem Foto klar zu erkennen, sahen meine Augen mit viel Phantasie gerade noch eine schwache graue Aufhellung.
Beim zweiten Mal war es dann zum ersten mal auch für die Augen farblich wahrnehmbar, aber das auch nur für einen sehr kurzen Zeitraum von etwa 10 Minuten. Danach wurde es wieder grau und auch auf den Fotos deutlich schwächer.
Wer hat nun Recht? Die Kamera oder das Auge? Ich persönlich neige dazu, der Kamera den Vorzug zu geben. Der graue Sinneseindruck von schwachem Nordlicht ist auf die Funktionsweise unserer Augen zurück zu führen. Das Nordlicht ist aber trotzdem farbig, sowohl grün als auch violett sind klar definierte Frequenzen. Das Licht ist also immer farbig, auch wenn wir es nur grau sehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Polarlicht#Farben
Die Helligkeit der Bilder hängt übrigens nicht von der Bearbeitung ab, sondern von der eingestellten Empfindlichkeit (ISO), der Blende und der Belichtungszeit. Natürlich kann man die Fotos auch nachträglich Heller oder dunkler machen, aber das ist schlicht nicht nötig, wenn man die Kamera vor Ort gleich richtig einstellt.
Dank Dir für den sehr ausführlichen Kommentar. Wieder mehr dazugelernt 😉
LG Sebastian